Für die Beurteilung von ökologischen oder ökonomischen Risiken der aktuellen Waldbestände und für eine zielgerichtete Planung von waldbaulichen Maßnahmen ist die Beurteilung des Standortes von vorrangiger Bedeutung.
Da die für das Wachstum der Pflanzen ausschlaggebenden Faktoren (Wärme, Licht, Wasser, Nährstoffe) in der Praxis nicht direkt ermittelt werden können, werden im Gelände ansprechbare Ausprägungen wie Boden, Klima, Lage oder Vegetation erhoben (ENGLISCH & KILIAN 1999).
Wird die Vegetation nicht durch den menschlichen Einfluss verändert, spiegelt sie unmittelbar die Standortsverhältnisse wider. Jeder potentiell natürlichen Pflanzengesellschaft kann somit eine Standortseinheit zugeordnet werden und umgekehrt. Die potentielle natürliche Waldgesellschaft ist einerseits Ausdruck der lokalen Standortsbedingungen (Wasser- und Basenhaushalt, Temperatur u.a.), andererseits ermöglicht sie Aussagen darüber, welche Baumartenanteile unter natürlichen Voraussetzungen auf diesem Standort zu erwarten sind. Dabei werden nicht nur die Ansprüche der einzelnen Baumarten an ihren Standort, sondern auch die Konkurrenzsituation der Bäume untereinander berücksichtigt.
Durch den menschlichen Eingriff weicht auf vielen Standorten die aktuelle Vegetation von der potentiellen natürlichen Vegetation ab. Eine Standortskartierung kann über das Standortspotential und die potentielle natürliche Vegetation Aufschluss bringen. Sie stellt die wichtigste Grundlage für eine standortsgemäße, nachhaltige Waldwirtschaft dar. Die von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt neu herausgegebene „Anleitung zur Forstlichen Standortskartierung in Österreich“ (ENGLISCH & KILIAN 1999) liefert alle wesentlichen Grundlagen für die Planung und Durchführung einer solchen Standortskartierung.