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> Anwendungsbereiche

Letzte Änderung: Thursday 21 September 2006 5:56:40 am

Für Klassifikation von Standorten und deren waldbauliche Behandlung bietet sich die Vegetation in dreierlei Hinsicht an:

Potentielle natürliche Vegetation (PNV, Definition siehe vorheriges Kapitel)

Die PNV bzw. PNWG (=potentielle natürliche Waldgesellschaft) ist im Gegensatz zu den Standortsfaktoren und -merkmalen ein aus deren Interpretation abgeleitetes Merkmal, welches das ökologische Zusammenwirken sämtlicher Standortsfaktoren in ganzheitlicher Weise zum Ausdruck bringt. Sie gibt unmittelbare Hinweise für die waldbauliche Planung, da sie einen relativ stabilen und risikoarmen Gleichgewichtszustand zwischen Vegetation und Standortsfaktoren darstellt. Allerdings ist zu beachten, daß sie wegen ihrer integrierenden Natur kaum Informationen über einzelne isolierte Standortsfaktoren gibt.
Die PNV bietet die Möglichkeit, im Gelände auftretende standörtliche Unterschiede an ihrer Bedeutung für die Zusammensetzung der Vegetation zu messen. In diesem Sinne sind unterschiedliche Standortsmerkmale bzw. Merkmalskombinationen, die eine unterschiedliche PNV zur Folge haben, zwangsläufig als Differentialmerkmale zur Trennung verschiedener Standortseinheiten heranzuziehen.

Zeigerwerte

Die Verwendung von ökologischen Zeigerwerten (ELLENBERG ET AL. 1991) ermöglicht eine annäherungsweise quantifizierende Charakterisierung des Wasser-, Nährstoff- und Wärmehaushalts der Standortseinheiten. Die Ellenberg-Zeigerwerte wurden an der FBVA unter Einbeziehung entsprechender Systeme anderer Nachbarländer für die österreichischen Verhältnisse teilweise adaptiert. Die Zeigerwerte sind aber mit zunehmendem Kenntnisstand sicherlich noch verbesserungsfähig.
Bei ihrer Interpretation ist zu beachten, daß die ökologische Amplitude vieler Arten groß ist und mit den Wuchsgebieten variiert. Deshalb sollte man sein Urteil möglichst auf die vollständige Artengarnitur eines Pflanzenbestandes bzw. einer Vegetationsaufnahme stützen.

Aktuelle Vegetation - Bodenvegetationstypen

Die aktuelle Waldvegetation kann durch „Vegetationstypen“ (in Anlehnung an die „Waldtypen“ nach HUFNAGL 1970) beschrieben werden (siehe Kap. 3.3.3). Sie werden aus einer Kombination einiger dominanter Arten der Kraut- und Moosschicht gebildet und dienen vor allem zur Charakterisierung der Bodenvegetation. Die Stärke dieses Konzeptes liegt in der einfachen Anwendung, da nur wenige dominante Arten berücksichtigt werden müssen.
Die Vegetationstypen eignen sich gut als Weiser für den temporären Standortszustand, insbesondere die Belichtungsverhältnisse, die Humusform, das aktuelle Nährstoff- und Wasserangebot im Oberboden. Sie sind damit auch für die Beurteilung des unmittelbaren waldbaulichen Handelsbedarfes und Behandlungserfolges dienlich. Die Vegetationstypen können ein Maßstab für den Wirtschaftserfolg sein und anläßlich von „Revisionen” zu Kontrollzwecken nachkartiert werden.
Der Baumbestand wird in den Vegetationstyp nicht einbezogen. Da die Baumarten vielfach künstlich eingebracht sind, besitzen sie keinen Zeigerwert für die Standortseigenschaften oder stehen zu diesen oft sogar im Widerspruch. Sie sind bestenfalls im weiteren Verlauf Ursache für Veränderungen des Standortszustandes, den dann die Bodevegetation indiziert.
Eine Alternative zu den „Vegetationstypen“ bei der Beschreibung bzw. Kartierung der aktuellen Vegetation stellen selbstverständlich auch die Waldgesellschaften im Sinne pflanzensoziologischer Einheiten dar. Wenn die PNV (siehe oben) im selben Gliederungsschema behandelt wird, ist eine unmittelbare Vergleichbarkeit zwischen Potentieller Natürlicher Vegetation (PNV) und aktueller Vegetation gegeben.
Waldgesellschaften sind - ähnlich wie die Standortseinheiten - das Endprodukt eines Klassifikationsvorganges. Dabei werden aus der im Untersuchungsgebiet vorhandenen Pflanzendecke - repräsentiert durch Vegetationsaufnahmen - mit ihrer beträchtlichen Variation und oft kontinuierlichen Übergängen abstrakte Typen gebildet, die sich mit Hilfe von Differentialarten (Trennarten) ± scharf abgrenzen lassen. Bei diesem Verfahren werden in Mitteleuropa die Prinzipien der pflanzensoziologischen Schule von Zürich-Montpellier (BRAUN-BLANQUET 1951, 1964, DIERSCHKE 1994) angewandt.
Die Waldgesellschaften mit ihren Differentialarten können zur Kartierung der realen (= aktuellen) Vegetation, aus der die zugrundeliegenden Vegetationsaufnahmen ohnehin stammen, eingesetzt werden und beschreiben dann die Zustandsformen einer Standortseinheit. Andererseits wird dieses System von Vegetationseinheiten auch zur Bezeichnung der potentiellen natürlichen Vegetation (PNV) verwendet.
Die Vegetationsklassifikation soll erst dann erfolgen, wenn zumindest ein Teil der Erkundungstätigkeit abgeschlossen ist. Eine Ansprache der Waldgesellschaft im Rahmen der gängigen pflanzensoziologischen Systematiken ist für einen erfahrenen Bearbeiter in vielen Fällen auch im Gelände möglich, muß aber meist gerade dort vorläufig bleiben, wo es für die Kartierung von Standortseinheiten interessant wird, nämlich in Übergangssituationen und bei der Ansprache auf den unteren Hierarchiestufen eines Systems. Sie ist dort auf die vergleichende Bewertung eines umfangreicheren Aufnahmematerials sowie auf die Einbeziehung von Vergleichsliteratur angewiesen.
3.3.2.1 Klassifikation vegetationskundlicher Daten (P)
Der erste und wichtigste Schritt zur Ermittlung von Waldgesellschaften besteht in der Klassifikation der eigenen, aus der Erkundungstätigkeit stammenden Daten. Daraus resultieren Gesellschaften, gekennzeichnet durch Dominante und Differentialarten (= Trennarten), deren Gültigkeitsbereich vorerst auf das eigene Arbeitsgebiet beschränkt ist. Sofern man nur die lokale Verwendbarkeit dieser Gesellschaften anstrebt, kann auf eine Einordnung in ein überregional gültiges syntaxonomisches System (Kap. 3.3.2.2) verzichten werden.

Für das gesamte Bundesgebiet stehen die neue Vegetationsgliederung von MUCINA ET AL. (1993) und die ältere von MAYER (1974) zur Verfügung. In den an Deutschland angrenzenden Wuchsgebieten kann die Gliederung von OBERDORFER (1992) verwendet werden, in Vorarlberg und dem westlichen Tirol auch ELLENBERG & KLÖTZLI (1972). Außerdem gibt es die vegetationskundliche Gebietsmonographien von ZUKRIGL (1973, 1989), die für eine Gliederung klimaxnaher Waldgesellschaften ebenfalls in Betracht zu ziehen sind. Es ist ratsam, mehrere dieser vegetationskundlichen Gliederungssysteme zum Vergleich heranzuziehen, da damit auch die das jeweilige Gliederungsschema verwendende und die dort zitierte pflanzensoziologische Literatur zugänglich wird.