Allgemeines:
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Die Edelkastanie, deren Früchte im Winter als heiße Maroni auf vielen Märkten angeboten werden, ist mit Rotbuche und Eiche verwandt (Familie Buchengewächse). Mit der Rosskastanie hat sie nur die ähnlich aussehende Frucht gemeinsam. Ihr Ursprung liegt im östlichen Mittelmeergebiet (Persien, Kleinasien bis Balkan und Griechenland). An der Alpensüdseite wird sie häufig in Plantagen gepflanzt (Selven, Selvas; in der Schweiz 14% des Holzvorrates).
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Klima:
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Sommerwarmes, wintermildes Klima. Mittlere Jahrestemperatur über 8 °C; wenigstens 6 Monate sollen im Mittel über 10 °C sein. Wo guter Wein gedeiht, wächst auch die Edelkastanie gut. Extreme Spätfröste sind gefährlich.
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Boden:
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Lockere, tiefgründige, nährstoffreiche Böden sind besonders geeignet. Auch nährstoffarme Böden verträgt die Edelkastanie. Kalkreiche Böden sind ungeeignet.
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Wurzel:
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Herzwurzel, junge Pflanzen mit ausgeprägter Pfahlwurzel.Sturmfest. Mykorrhiza-Pilze sind nachgewiesen.
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Herkunft:
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Herkünfte unterscheiden sich in Blattform, Größe und Geschmack der Früchte, Standortsansprüche und Wüchsigkeit. Schaftbildende Herkünfte sind selten, Kronenäste tiefliegend. Kreuzungen mit japanischer Art (C. crenata) kommen vor (größere Früchte).
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Saatgutbestände:
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Verjüngung:
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Aussaat im Winter bis Februar. Vegetativ durch Stockausschlag. Pflanzung: 5000 Pflanzen je ha im Verband 2 x 1 m.
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Risiken:
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Kastanien-Rindenkrebs (Cryphonetria parasitica): aus Ostasien stammend, Ausbreitung über Nordamerika nach Europa (ab 1938 in Genua, 1963 Alpensüdseite, 1985 Alpennordseite). Symptome: welke Blätter, eingesunkene rötliche Rinde, gelbes Mycel unter der Rinde. Oberhalb des Befalls sterben die Teile ab, unterhalb bilden sich Wasserreiser. Weitere, weniger bedeutende Schädlinge sind andere Pilze, sowie Insekten (Rüsselkäfer). Sehr kalte Winter oder Spätfröste führen zu Ringschäle.
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Wuchsverhalten:
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Gute Schattentoleranz, auch als Unterstand wüchsig. Starkes Höhenwachstum, bis zum Alten von 40 Jahren der Buche überlegen, gegenüber Eiche immer überlegen.
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Pflege:
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Beginn der Durchforstung mit 30 bis 40 Jahren. Zu erreichende Z-Baumzahl in 20 Jahren etwa 150 je ha.
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Ernte:
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Alter im Mittelmeergebiet etwa 200 Jahre (Extreme bis 1000 J.). Nördlich der Alpen werden sie kaum 200 Jahre alt, häufig Kernfäule etwa ab dem 100. Jahr.
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Holzeigenschaft:
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Splint hell, Kern dunkelbran, widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit. Große Erlösschwankungen.
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Rundholzpreis:
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Nutzung aktuell:
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Lawinenverbauung (hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit), Verwendung im Erd- und Wasserbau.
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Nutzung historisch:
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Herstellung von Fässern, u. Pfählen in Weingärten. Verwendung im Schiffsbau, Fachwerkbau und für Dachstühle in Kathedralen.
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Nebennutzung:
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Nahrungsmittel (50 % Stärke, 7 % Protein, 3 % Fett): geröstet, gekocht, als Mehl für Brot, Polenta. Trachtbaum für Bienen. Gerbholz (12 % Tannin in der Rinde).
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Ökofunktion:
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Südlich der Alpen sind parkartige Edelkastanien-Wiesenwälder mit gleichzeitiger Holz- und Fruchtnutzung sowie Heugewinnung landschaftsbestimmend.
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Bilder:
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Letzte Änderung: Monday 11 April 2005 1:53:56 pm
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